Geht’s Ihnen auch so wie mir? Ist Agilität ein weiteres Schlagwort, das derzeit im firmeninternen Bullshit-Bingo dauernd vorkommt? „Wir müssen agile [sprich: aitschile] sein“ … „Wir leben eine agile Firmenkultur“ … blablabla … Und am Ende heißt das doch nur, noch flexiblere Aufgaben und noch mehr Veränderungen in noch kürzerer Zeit. Oder?
Setzt man sich näher mit dem Begriff der Agilität auseinander, erkennt man den Facettenreichtum dieses Wortes – und das meine ich im Positiven.
„Agile“ ist ein Prinzip, das ursprünglich aus der Software-Entwicklung kommt. Es ist eine Alternative zu gewohnten Prozessen, die mit Meilensteinen und Deadlines versehen sehr streng, eng geplant, formalistisch und dadurch einengend, frustrierend, demotivierend und innovationshemmend sein können. Das Ziel von Agilität ist, Abläufe schlanker, schneller und kundenfokussierter machen.
Agilität beruht auf 4 Grundwerten:
- Fokus auf Individuen und Interaktionen und nicht auf Abläufe:
Standards – wie Werkzeuge und Prozesse – sind wichtige Hilfen für die Qualitätssicherung. Sollte aber Neues geschaffen werden, ist es wichtiger die Erfahrungen und Beobachtungen aller im Dialog einzusammeln und so Innovation zu fördern. - Fokus auf Funktionsfähigkeit und nicht Dokumentation:
Produkte oder Dienstleistungen, die für die:den Kund:in sinnvoll sind und funktionieren sind wichtiger als Papierkram. - Fokus auf die Zusammenarbeit mit Kund:innen und nicht Vertragsverhandlungen:
Neue Dienstleistungen oder Produkte sollen der:dem Kund:in dienen, deshalb steht die enge, zeitnahe Abstimmung im Vordergrund. - Fokus auf Veränderung und nicht Planungsverfolgung:
„Hat der Zug Verspätung, nützt der beste Fahrplan nichts.“ Wird während der Entwicklung von neuem klar, dass andere Funktionalitäten gebraucht werden, so werden diese Umgesetzt statt am verbissen am ursprünglichen Plan festzuhalten.
Fein – im betrieblichen Alltag also doch ständige Änderungen und Volatilität. Ein weiteres Stichwort, welches mir häufig begegnet. Volatilität bedeutet laut Duden: unbeständig, sprunghaft, instabil, schwankend, flüchtig, schnell. Alles Begriffe, die so manches Unternehmen von seinen Führungskräften und Mitarbeitenden verlangt – schnell auf Änderungen zu reagieren.
Meiner Meinung nach braucht der Mensch (bzw. das Unternehmen) in diesen Zeiten ständiger Veränderung aber mehr als Agilität oder Volatilität – nämlich zusätzlich auch Stabilität. Um auch hier ein „sexy Fremdwort“ zu nennen: Das bezeichnet man dann als Ambidextrie. Also Beidhändigkeit, die Fähigkeit, Dinge sowohl mit der linken als auch mit der rechten Hand gleich gut zu erledigen. Übertragen also, die Kombination aus Stabilität und Agilität.
- Stabilität gibt uns Menschen Orientierung, Struktur und Spankraft.
- Agilität ermöglicht Beweglichkeit, Flexibilität und Proaktivität.
- Ambidextrie verbindet beide Qualitäten und ermöglicht Mitarbeitenden und Führungskräften den Aufbau des nötigen agilen Mindset.
Diese innere Haltung der Wendigkeit trägt dazu bei das wir im (Berufs-)Leben handlungsfähig bleiben. Sie ermöglicht uns das gesunde Arbeiten im Spannungsfeld zwischen Agilität und Stabilität. Flexibles, pro-aktives Handeln bei gleichzeitiger konsequenter Verfolgung gesetzter Prioritäten bringen uns dann nicht mehr aus der Balance.
Es gibt viele Kompetenzen, die gestärkt werden können, um den eigenen agilen Mindset zu festigen: Resilienzfähigkeit ist ein wichtiger Erfolgsfaktor neben Innovationstechniken, Vernetzung mit anderen Menschen, Neugierde und Mut.
Also, kommen Sie raus aus Ihrer Komfortzone und schließen Sie Freundschaft mit der Agilität!
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